Der ehemalige österreichische Wissenschaftsminister Johannes Hahn, früherer Wiener ÖVP-Parteiobmann und jetzige EU-Kommissar für Regionalentwicklung, gerät ob seiner Doktorarbeit in das Guttenberg-Fahrwasser. Der österreichische "Grüne"-Abgeordnete Peter Pilz lässt recherchieren.
In der angesehenen österreichischen Zeitung "Die Presse" (seit 1848) hieß es letzte Woche: "Mit einem Text- und Quellenvergleich soll Weber jetzt feststellen, wie schwer mögliche Fehler Hahns bei seiner Dissertation wiegen. Weber zur „Presse“: Er habe schon 2007 „gerochen, dass da mehr dran ist. Ich habe damals nicht alles gefunden, was dran ist.“ Nun gebe es bessere technische Mittel: Weber will vor allem das sogenannte Guttenberg-Wiki, also Internet-Portale, nützen und zweitens Bücher mit dem Dissertationstext vergleichen. Die Aussichten, Hahn doch noch ein Plagiat nachzuweisen, hält Weber für gut.
Gelingt der Nachweis, müsse Hahn sein Titel aberkannt werden, und er wäre für sein hohes Amt in der EU nicht mehr tragbar, findet Pilz. Hahn selbst sehe die neuerliche Prüfung entspannt, hieß es am Dienstag in Brüssel. „Es gibt keine neue Dissertation“, sagte ein Sprecher – und schon 2007 habe man keine Beweise für ein Plagiat gefunden. So argumentiert auch Hahns Doktorvater, der Wiener Philosophie-Professor Peter Kampits. „Ich finde den Vorwurf (des Plagiats, Anm.) überzogen“, sagte er der „Presse“.
("Die Presse" Printausgabe vom 23.02.2011)