Warum redet eigentlich keiner über die Gesamtbewertung von Guttenbergs Doktorarbeit?
Lassen mir mal die Frage weg was, wo und wie oft Guttenberg plagiiert hat. Das ist die promotionsordungsjuristische Seite. Die ist inzwischen zu seinen Lasten entschieden.
Stellen wir mal Fragen zum Ganzen.
Wie juristisch interessant ist das Thema?
Wie wissenschaftlich ist die Themestellung?
Wie gut wurde das Thema inhaltlich abgearbeitet?
Ist die Themenstellung wirklich etwas Neues, das so nirgendwo vorher bearbeitet wurde.
Da sage ich schlagen die Antworten auf alle Fragen die Dissertation eines Helmut Kohl oder eines Guido Westerwelle haushoch. Die Kohlsche und Westerwellesche Dissertation wird wohl außer dem Doktorvater, der Promotionskommission und dem Autor selbst kaum je einer gelesen haben.
Das Guttenbergsche Thema gibt schon ein paar mehr Leser her.
Das Dissertationsthema von Guido Westerwelle hätte auch gut und gerne das Thema einer Seminararbeit meiner Tocher in der Fachoberschule sein können.
Auch beim Umfang geht die Bilanz pro Guttenberg aus. Die plagiatsfreien Seiten aus Gutenbergs Dissertation haben immer noch einen größeren Umfang als Westerwelles ganze Dissertation.
Klar, das entschuldigt nichts, was Guttenberg getan hat, rückt es aber doch in ein etwas milderes Licht.
Hätte Stieg Larsson ebenfalls 70% seiner überaus erfolgreichen Kriminalromane von anderen Autoren zusammenkopiert, hätte das natürlich ernste urheberschaftsrechtliche Konsequenzen. Sie wären dennoch genauso erfolgreich, interessant und spannend für die Leser.