Wenn nur Guttenberg strauchelt und Merkel und Co. weitermachen können wie zuvor, haben wir uns ziemlich verarschen (sit venia verbo) lassen.
Warum ist es uns so wichtig, dass die Uni Bayreuth die Täuschungsabsicht Guttenbergs bestätigt? Weil wir glauben, dass er lügt, wenn er sie negiert. Und weil wir hoffen, dass er und seine hochrangigen Unterstützer in der Union dann endlich dazu gezwungen werden, sich zu DIESER Lüge zu äußern. Bisher tut das nämlich niemand.
Wir wollen von Merkel und Seehofer wissen, ob sie während ihres Festhaltens an Verteidigungsminister Guttenberg seiner Behauptung geglaubt haben, er habe in seiner Dissertation nicht bewusst getäuscht. Und warum wollen wir vor allem eine Antwort hierauf? Weil ihre Antwort, gleichgültig ob sie Ja oder Nein lauten wird, eine äußerst unangenehme Wahrheit ans Licht bringen könnte. Deshalb versuchen Merkel und Co. mit allen zur Verfügung stehenden rhetorischen Tricks dem Zwang zu entkommen, auf diese Frage antworten zu müssen. Antworten sie nämlich mit Nein, leuchtet die problematische Konsequenz für sie sofort ein: Indem sie Guttenberg nicht geglaubt haben, dass er keine Täuschungsabsicht hatte, und trotzdem an ihm festgehalten haben, haben sie sich zu Komplizen seiner Lüge gemacht und sind folglich politisch nicht mehr haltbar. Antworten sie hingegen mit Ja, muss der Bürger nur einen Denkschritt vollziehen und kommt zu demselben Ergebnis: Aufgrund der Faktenlage, die dem wohlinformierten Führungsgremium der Union sicher nicht unbekannt gewesen ist, war schon recht bald klar, dass Guttenberg in seiner Dissertation bewusst getäuscht hat. Also lügen sie, wenn sie mit Ja antworten, und können keine politischen Spitzenämter mehr inne haben.
Das Urteil der Uni Bayreuth ist für uns nur interessant als Instrument, um Guttenberg, Merkel und andere zu einer Antwort auf obige Frage zu zwingen, die ihre empörende Lügnerei in jedem Fall entlarven würde. Wenn das Instrument aus irgendwelchen Gründen versagt, müssen wir uns ein anderes suchen.
Zu einer realistischen Einschätzung gehört es doch auch anzuerkennen, dass die Unionsspitze die Negation der bewussten Täuschung als Strategie ausgegeben hat und folglich alle an DIESER Lüge Guttenbergs mitschuldig sind. Ergo: Es muss Konsequenzen für die Führungsriege der Union geben! Das ist natürlich intellektuell noch schwieriger zu begreifen als die Differenz zwischen Zitationsfehler und Plagiat. Aber ist es deshalb besser, diesen Sachverhalt auszublenden?Christianfernandes 12:39, 5. Mär. 2011 (UTC)